1927 wurde der erste Schrank, der Frankfurter Säulenschrank, gestiftet. Aus stadtgeschichtlicher Sicht ist das Objekt aus dem Besitz der alten Dortmunder Ratsfamilie Beurhaus eine Besonderheit.
Eher dem Vergnügungsleben zuzuordnen ist das Polyphon, das in Wirtshäusern die Gäste unterhielt. Das besonders aufwendig gearbeitete Stück ist ein Geschenk der Gesellschaft zur Wiedereröffnung des Museums in der Hansastraße im Jahre 1983.
Iserlohner Meisterarbeit um 1740 • Nussbaum furnier über Nadelholz • 237,5 cm x 220 cm x 87 cm • erworben aus Privatbesitz
Der stark profilierte Schrank erhebt sich auf vier gedrechselten Kugelfüßen. Die Schauseite wird durch klassizistische Elemente wie Rundsäulen und Pilaster untergliedert. Hier wurden jedoch die korinthischen Kapitelle durch die Rocaille ersetzt, das einzige „moderne“ Element in der ansonsten sehr streng gegliederten Fassade.
Schränke als Aufbewahrungsort von Kleidungsstücken haben im 16. und 17. Jahrhundert gegenüber den bis dahin üblichen Truhen an Bedeutung zugenommen. Der Grund lag darin, dass die Kleidung aufwendiger und die Stoffe kostbarer wurden. Die Kleidung musste hängend aufbewahrt werden, damit sie nicht zerknitterte. Dielenschränke entwickelten sich im ausgehenden 17. Jahrhundert. Kennzeichen sind gedrechselte Kugelfüße und ein weit ausladendes Gesims. Typisch für die „Frankfurter Dielenschränke“ sind die Säulen als Gestaltungselement. Diese Art ist bis in das 18. Jahrhundert als Meisterstück gefordert worden.
Frankreich, um 1730 • Palisander und Rosenholz über Eichenkern, Marmorplatte, vergoldete Bronzebeschläge • 90 cm x 108 cm x 61 cm • erworben aus Privatbesitz
Die geschwungene Front der Kommode ist in drei Schubladenebenen aufgeteilt. Die obere Reihe besteht aus zwei kleinen, die unteren Reihen jeweils aus einer großen durchgehenden Schublade. Griffe und Schlüssellochschilde sind in Rankenform verziert. Die beiden geschwungenen Vorderbeine sind zum Schutz der Kanten sowie zu Festigung des Furniers mit Beschlägen versehen.
Die Marmorplatte erlaubte das Ab- oder Aufstellen von Gegenständen, was bei den polierten und teilweise mit Intarsien versehenen Holzoberflächen nicht möglich war.
Die Kommode wurde um 1700 in den Hofwerkstätten Frankreichs entwickelt und bald der besseren Ordnungsmöglichkeit wegen zu einem beliebten Möbel. Sie passte sich in der Form und Ornamentierung den Räumen und deren Gliederung an. Auch bei dieser ist die Rückwand sehr einfach gestaltet, ein Zeichen dafür, dass Kommoden an der Wand aufgestellt wurden.
wahrscheinlich Dortmunder Arbeit, 18. Jahrhundert • Eiche, Nussbaum • 200 cm x 260 cm x 67 cm • erworben aus Privatbesitz
Der auf Kugelfüßen stehende Schrank ist im Mittelteil durch drei Pilaster gegliedert. Zwei Pilaster sind rechts und links an den Seiten angebracht. Die Einlagen bestehen aus unterschiedlich gemasertem Nussbaumholz. Die beiden Schubladen sind mit einem sternförmigen Muster verziert. An dem ausladenden, mehrfach getreppten Gesims über dem Mittelpilaster befindet sich das Wappen der Familie Beurhaus, eine der bedeutenden reichsstädtischen Familien in Dortmund.
Niedersachsen (Gegend um Hameln oder Braunschweig?),um 1700 • Nussbaum und Ahorn über einem Kern aus Eiche und Linde • 56 cm x 27 ,5 cm x 17,1 cm Schubladen: 14 cm x 11 ,3 cm x 6,3 cm • erworben aus Privatbesitz
Dieses kleine Schränkchen ruht auf vier gedrechselten Balusterbeinen, die durch einen x-förmigen Steg mit Stimulus verbunden sind. Das Oberteil, ursprünglich abnehmbar, ist ein einfacher, kubischer Kasten mit acht Schubladen. Die Türen und die Seitenteile sind furniert mit vorgetäuschten, vielfach verkröpften Spitzfüllungen. In die rechte Tür ist ein kleines Schloß eingelassen, die linke ist mit einer Hakenverriegelung versehen. Hinter den Türen verbergen sich acht kleine Schubladen, die durch Messingringe aufgezogen werden können.
Der Schrank gehört zur Gruppe der Kleinmöbel, zu denen auch Möbelmodelle und Puppenmöbel zählen. Bei diesem Exemplar handelt es sich, wie die funktionsfähigen Schubladen verraten, um ein Behältnismöbel, wie es in großer Zahl überliefert ist. In den Schubladen konnten Kleingegenstände aufgehoben und vor unerwünschten Zugriffen bewahrt bleiben.
Leipzig, um 1890 • Eiche, Metall • 131 cm x 87 cm x 54 cm • erworben aus dem Kunsthandel
Der zweiteilige Spielautomat ist mit stark profilierten, schlanken Säulen und einem ausladenden Gesims in Zahnschnitt verziert und von einer Balustrade bekrönt. An der rechten Seite befindet sich der Münzeinwurf für die Spieluhr im Inneren.
Bei einem Polyphon handelt sich um die Weiterentwicklung der Spieldose.
Sie erfreuten sich großer Beliebtheit und wurden häufig in Gaststätten aufgestellt, wo durch den Einwurf einer Münze, wie bei Musikboxen, der Mechanismus des Federwerks der Platte ausgelöst wurde.
Richard Riemerschmid (1868 -1957)
Variante eines Modells für das Wohnzimmer des Hauses W. Otto
Ausführung: Vereinigte Werkstätten München
Italienisch Nußbaum oder Eiche?, 1898
Der Zeichner, Maler, Architekt und Kunstprofessor Richard Riemerschmid gilt heute als eine der prägenden Künstler des deutschen Jugendstils. Als Mitbegründer der Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk (1897) und des Deutschen Werkbundes(1907) sowie als Leiter der Kunstgewerbeschule in München wie auch später als Direktor der Kölner Werkschulen hatte er beachtlichen Einfluss.
Der heute nicht mehr bekannte Bremer Kunstmaler Wilhelm Otto (1868-1950) ließ sich 1898 für sein Haus Räume von den bedeutendsten modernen Architekten/Künstler seiner Zeit gestalten: den Salon von Bruno Paul, das Speisezimmer von Bernhard Pankok und das Wohnzimmer von Riemerschmid. Die Entwürfe hierzu beschäftigten Riemerschmid noch Jahre später. Varianten der Möbel für Otto zeigte er 1901 auf der Ausstellung der Vereinigten Werkstätten.
Kennzeichnend für diese Phase seines Schaffens ist eine Reduktion auf die Nützlichkeit eines Möbels. Der Stuhl zeichnet sich zum Beispiel trotz solider Standfestigkeit durch gestaltete Stuhlbeine und eine angesetzte Rückenlehne aus. Die Polsterung wird auf eine minimale Sitzpolsterung beschränkt. Ein extrem nützlicher, dabei auch eleganter Armlehnstuhl ist durch die reduzierte Formensprache entstanden. Die sehr dünnbeinigen Originale aus Esche oder Kirsche im Haus Otto wurden wie hier als robuste, unverwüstliche und zeitlos schöne Ausformungen in Eiche ausgeführt.
Richard Riemerschmid (1868 -1957)
Eiche, 210 x 168 x 76 cm
Ausführung: Dresdner Werkstätten Prov.: Max Niehaus München Ballettkritiker; Ende 70er Jahre Kunsthandlung K. Barlow, München. Versteigert bei Neumeister München; angekauft von Quittenbaum, München
Das Buffet - um 1904/05 - ist eine Variante des Entwurfs Riemerschmids für das Speisezimmer in der Villa von Franz Haus in Oberpöcking, Heinrich-Knothe-Str. 16 für das die gezeichneten Entwürfe noch existieren (4.9 TUM). Riemerschmid entwarf 1901/02 sowohl die Villa für seinen Freund, den Militärgerichtsrat Franz Haus, als auch die Einrichtung. Wohnzimmer und Speisezimmer sind bekannt, die Einrichtung der Schlafzimmer wurde fertig gekauft, weil Riemerschmid zu langsam arbeitete.
Die gesamte Einrichtung ist betont schlicht und robust. Kleine Extravaganzen wie die romanisch inspirierte Säule der Loggia des Hauses wiederholen sich hier am Buffet des Speisezimmers. Die Verglasung besteht aus dem um 1900 beliebten Kathedralglas mit rauer Oberfläche und erinnert an die Butzenscheiben der Renaissance. Der gesamte Aufbau des Schrankes mit Unterschrank, ausziehbarer Präsentationsfläche und Aufbau mit Glastüren erinnert an die alten Kredenzen.